Rede anlässlich der Preisverleihung zum Thaddäus Troll Wettbewerb „Deutschland deine Schwaben“, update 2014, im Weingut Warth/Stuttgart am 11.10.2014.
Ein Schwabe, ein Schweizer und ein Preuße fahren mit dem Zug von Basel nach Stuttgart. Nach einer längeren Strecke des gegenseitigen Anschweigen durchbricht der Schweizer diesen Zustand mit einer Frage an den Preußen: „So, send Sie in Züri gsi?“ – Der Preuße schaut den Schweizer mit aufgerissenen Augen an und zieht die Mundwinkel nach unten. „Send Sie in Züri gsi?“, wiederholt der Schweizer seine Frage mit Nachdruck. „Wie bitte? – „Guter Mann, ich verstehe Sie nicht“, so der Preuße. „S-e-n-d S-i-e i-n Z-ü-r-i g-s-i-?“ wiederholt der Schweizer nun leicht genervt, erntet aber weiterhin Unverständnis und Achselzucken bei seinem Gegenüber.An diesem Punkt greift nun der Schwabe, hilfsbereit, wie er nun mal ist, in die stockende Unterhaltung ein und beugt sich mit gütiger Geste zum Preußen, deute auf den Schweizer und sagt: „Er moint gwä!“
Ohne Schwäbisch wäre das Leben ein Irrtum. Denn schließlich ist „Schwäbisch“ das, was „von der Sprache des Paradieses“ letztlich übriggeblieben ist, hot amol oiner gsagt.
Recht hot r! – Wobei Schwäbisch ja eigentlich gar koi Sproach isch. Eher sowas wie ihr durchg´scheuerter Hosaboda. Denn jeder schwätzt halt so, wie er will ond wie er grad denkt. – Mer mault in der Regel stallwarm vor sich no, allerdings ohne Regla ond ohne Grammatik.
Alles soll halt so oifach wie meglich sei, aber net oifacher!
Koi Wonder, dass sich des „Schwäbisch“ deshalb jedweder geschriebener Form eher entzieht. Jeder schwäbische Schriftsteller und Dichter weiß das und leidet darunter, die Worte nur hören und nicht schreiben zu können. Das ist wie Wein, den man nicht trinken, sondern nur riechen kann. So schreiben die meisten eben in Hochdeutsch. Vielleicht auch, weil man in der Sprache, in der man am schlechtesten spricht, auch am wenigsten lügen kann. Das wiederum wäre allerdings für die Kunst, überhaupt für die gesamte Schriftstellerei mit all den Zeitschriften und Zeitungen ein unschätzbares Gut. – Wir wissen allerdings recht sicher, dass gerade dort dem meist nicht so ist, oder sein kann. Dort steht man im Wettbewerb. Denn da ist auch noch die Glotze bis hin zur Politik, mit all den da entsprechend lautstark pragmatisch agierenden Glufamichel ond Lombaseggel, di sich d´Wohret oifach nur uff ihren eigene Nutza selber z´rechtstutzet.
Sie alle können aber dem Schwaben eigentlich nichts vormachen. Denn er ist immun. Seine Devise: „Zehn Johr hend se me verseggelt, aber i hans glei gmerkt!“
Nun aber zu den Preisträgern.
Sehr geehrte Frau Mey, Herr Rupp, Herr Wulz. An dieser Stelle nun schon mal vorweg ganz herzlichen Glückwunsch an Sie, die Gewinner des Wettbewerbs „Deutschland Deine Schwaben“ update 2014. Es ist mir eine Ehre und Freude Ihnen heute die Preise übergeben zu dürfen.
Nachdem nun auch noch mein Favorit, nämlich Frau Mey mit ihrem Text „Schwäbisch in der Arbeitswelt“, den 1. Preis gewonnen hat, tauchte natürlich die Frage auf, ob ich nicht auch Lust hätte die Preisverleihung im Namen der Jury vorzunehmen. Eine Ausrede war unter diesen Umständen freilich unmöglich…
Und so kommt es, dass hier nun ein Sänger steht und nicht singt, sondern eine Rede hält.
Normalerweise käme hier nun eine längere Laudatio, die den Preisträgern ihre Werke erklärt und mit einer entsprechenden ultimativen Lobhudelei beginnt. Ond Leit denket sich dabei: S´wär net nedig gwä. Aber i hab mers gern aghört…“. – Eine Falle, in die man in Schwaben nicht tappen sollte, denn: Net gmault isch ja scho globt gnuag. Und damit isch älles gsagt.
Do drieber naus gots ebba nur noch mit viel Schleimerei und tratschhafter Griffelgespitzei. – Ond des kann dr Schwob schon glei gar net leida. – Do isch´s Hai sofort honda! – Do koasch dann dahanne bloß no als Schleimbeitel oder Schmalzdaggel domm rum standa!
Sprechen wir also deshalb lieber zunächst mal über das Ergebnis des Wettbewerbs im Gesamtüberblick aus meiner Sicht.
Grundsätzlich waren alle eingereichten Texte und Bilder gut, bis auf die langweiligen. Manchmal schimmerte auch durch, dass der Verfasser zwar selbst der Meinung ist „Schwäbisch“ gut zu beherrschen, dabei aber übersah, dass ihm die Sproach net emmer aufs Wort gehorcht hot – Do hot der Schwanz au scho mol mit dem Hond gwedelt.
Anders als bei der Preisträgerin und den Preisträgern. Und das möchte bitte auch so sein, denn sonst hätten sie wohl hier auch keinen Preis gewonnen. So ist das jedenfalls beim a Wettbewerb vom Dudelsäckle. Do got´s halt ordentlich zur Sach, net wohr?
Es soll ja aber auch hier im Lande Fälle geben, wo des anders isch, wo d´Sieger von irgend soma Heggabeerlesbronzer von Afang a scho festglegt send. Wo halt die Preise an pragmatischa Zweck verfolget, den au net jeder wissa soll. – Do duat mr dann halt so, als ob… Dort heißt auch Konkurrenz, nicht wie im eigentliche Wortsinn, „Miteinander gehen“, sondern sich gegaseitig, uf Deifel komm raus, jesasmäßig s´Messer ins Kreuz nei haua, mit amma aschließenda saumäßiga Geschrei, wenn der dann ums verrecka net liega bleiba will ond au no wegrennt. Dann hoist´s nämlich sofort obadruff: „Haltet den Dieb. Der hot mei Messer em Rücka!“ – Denn: elles was mer weggibt, hot mer selber nemme!
Davon kann hier und heute allerdings koi Red´ sei, obwohl wir uns hier nahe am Zentrum vom „Inger-Land“ befinden, wo sotte „Spielereia“ jo net ganz unbekannt send! – Kiesinger – Filbinger – Öttinger – Trollinger…? Wobei in der Reihe mir persönlich der letzte am liebsta isch…
Doch wie findet man nun den Gewinner innerhalb eines Wettbewerbs?
Grundsätzlich muss ich als Juror sagen: Die Auswahl ist auch Geschmacksache. Und ich persönlich habe einen ganz einfachen Geschmack. Ich bin immer nur mit dem Besten zufrieden. (Oskar Wilde). Und selbstverständlich habe ich erstmals meine Frau gefragt, welche Geschichte sie aus dem Stapel Papier am Besten findet. Das war dann auch meine Wahl, natürlich völlig unabhängig davon…
„Das Ich fand sich wieder im Wir“, schrieb der 25-jährige Hans Bayer alias Thaddäus Troll einst in sein Kriegstagebuch. Und von da an gab es für ihn, trotz seiner damaligen, sein weiteres Leben mit schweren Depressionen und tragischem Ende tief belastenden ideologischen Verirrung, nur noch ein Evangelium: „der Friede wird kommen“… Erkenntnisse mitten im Kriege, die auch heute noch unbedingte Gültigkeit haben. Besonders in einer Welt, die dem egoistischen „Ich will“ immer mehr Raum gibt und das gemeinschaftliche „Wir bräuchten“ mehr und mehr verdrängt. Schließlich ist das gute Miteinander nach wie vor die Grundlage für Frieden überhaupt. Ein Gut, das es zu schützen gilt, das wir zum Leben brauchen wie Nahrung, Kleidung, Wasser und Luft.
„Das Ich findet sich im Wir“, so könnte man auch alle 3 Texte überschreiben, die heute gewonnen haben. Ein gemeinsamer Tenor, ein roter Faden sozusagen und einem Wettbewerb mit Thaddäus Troll als „Schirmherrn a. D.“ nicht nur angemessen, sondern eben auch eines Preises würdig.
So schließt sich der Kreis um „Deutschland Deine Schwaben mit dem update 2014.
Oder um es mit Hegel zu sagen: So isch’s no ao wiad’r!
Herzlichen Glückwunsch!
© Erich Schmeckenbecher 2014
erich schmeckenbecher, meine generation. seit jugend zupfgeigenhansel-fan. jetzt, in der reifen jugend kommt alles nochmals hoch.
würde soooo gerne erich persönlich kennenlernen bevor ich ebtrete und mit ihm das bürgerlied singen.
ob sich dieser wunsch einmal erfüllt?
vielleicht hilft mir jemand dabei.